Worin unterscheiden sich amerikanische Bauweisen zu den uns geläufigen Bauformen?
a) Das amerikanische Haus von außen Rein äußerlich unterscheiden sich nach amerikanischem Stil erbaute Häuser durch ihre enorme Detailfreude, die durchaus einen Hang zur Verspieltheit hat. Dachgauben, Erker in verschiedenen Formen, dazu oftmals Walm-, Zelt- oder Mansarddächer. Selbst die bei uns üblichen Satteldächer sind bei amerikanischen Häusern meist deutlich tiefer gezogen und im Eingangsbereich als Schleppdach fortgesetzt. Auch ein Kapitäns- oder Friesenerker ist ein klassisches Stilelement für amerikanische Häuser. Die Dachgauben werden in ihren Dimensionierungen an der Hausgröße ausgerichtet. Dabei können die Gauben, die meist ein Satteldach besitzen, auch in verschiedenen Größen vorhanden sein. Ganz nach Hausmodell finden sich noch zum Teil verschiedene Erker am Haus. Dach und Veranda Viele Häuser besitzen zudem eine überdachte Veranda, welche die gesamte Breite des Haus umfasst. Diese großzügige Terrasse wird auch "Porch" genannt. Auffällig ist dieser Baustil, weil diese Veranda an der Hausfront, also straßenseitig, zu finden ist. Dasselbe gilt für den Wohnbereich, weshalb auch große Panoramafenster sofort von der Straße aus ins Auge stechen. Die Veranda kann auch umlaufend um das gesamte Haus als "Wrap around Porch" ausgeführt sein. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass auf dem Dach zumeist keine klassischen Dachziegel zu finden sind. Stattdessen stellen Dachschindeln eine typische Bedachung eines kanadischen oder amerikanischen Hauses dar. Die typische Holzbauweise ist dagegen gar nicht so typisch. Vielmehr handelt es sich um ein Klischee. Holzhäuser ebenso stark vertreten wie Steinhäuser Das Bild des Holzhauses als typisches Haus in den USA wurde vor allem durch US-Filme und Serien geprägt. Dabei richtet sich das Bauen stark nach den Gegebenheiten in der jeweiligen Region. Als Beispiel sei nur das Herrenhaus in den Südstaaten genannt, aber auch ansonsten gibt es zahlreiche Steinhäuser. Interessanterweise liegt das Interesse für amerikanische Häuser bei Europäern jedoch eher bei der Holzbauweise. Das dürfte wohl in den niedrigeren Baukosten begründet sein. Darüber hinaus lassen sich die typischen amerikanischen Holzhäuser aber auch viel detailreicher gestalten. Insgesamt auffällig bei einem amerikanischen Haus ist dann noch der großzügige Grundriss. Die Grundstücksverhältnisse lassen sich nicht mit dem in Deutschland eher knappen Baugrund vergleichen. Entsprechend großzügig hat sich dort die traditionelle Bauweise entwickeln können. b) Das amerikanische Haus von innen Nach dem Betreten fallen sofort wieder Abweichungen auf. Unter Umständen ist das bereits die Moskito- und Fliegentür, die neben der eigentlichen Eingangstüre vorhanden sein kann. Dann steht der Besucher eines amerikanischen Hauses auch schon unmittelbar im Wohnbereich - der "Living Area". Der bei uns typische Bereich der Eingangsdiele zum Ablegen der Straßenkleidung und Schuhe fehlt hier. Stattdessen befinden sich diese Elemente in Nebenräumen. Ein offener, großzügiger Innenbereich Auffällig ist auch die großzügige Raumaufteilung. Der Wohnbereich wirkt in der Regel noch größer, da Wohnzimmer und Küche stark miteinander verbunden sind. Das heißt, eine Wand fehlt entweder gänzlich oder ist sehr großzügig und breit gehalten. Der Küchenbereich kann aber auch durch einen Tresen begrenzt sein. Es ist außerdem nicht ungewöhnlich, dass der Wohnbereich auch nach oben weit geöffnet ist. Als "Cathedral Ceiling" wird eine Decke bezeichnet, die offen bis zum Dach reicht. Dabei kann sie auch einen offen sichtbaren und atemberaubenden Dachstuhl beinhalten. Echte Einbauküche und viel Einbaumöbel In den Küchen finden sich meist Einbauküchen, die eine Menge an Komfort bieten - sei es der große amerikanische Kühlschrank mit allen Extras oder das der großzügige Koch- und Arbeitsbereich. Die allgemeine Einrichtung eines amerikanischen Hauses wird bestimmt durch Einbaumöbel. Die integrierten Wandschränke sind oft nicht minder großzig als begehbare Kleiderschränke (walk-in Closets) ausgelegt. Der Streit, der oftmals in Kinofilmen bei der morgendlichen Badbesetzung der einzelnen Familienmitglieder zu sehen ist, ist ebenso untypisch amerikanisch. Vielmehr besitzen sämtliche Schlafräume ein eigenes Badezimmer (en-suite) für die Morgentoilette. Das gilt für das Elternschlafzimmer (Master-Bedroom) ebenso, wie für Kinder- und Gästezimmer. Zentral im Hausbereich gibt es zudem den typischen offenen Kamin. c) Besonderheiten bei Carport oder Garage Der Carport oder die Garage ist ebenfalls oft in das Haus integriert oder zumindest eng daran gebaut. Das ist notwendig, denn bei einem typisch amerikanischen Haus besteht ein Durchgang von der Autoabstellfläche zum Wirtschaftsteil des Hauses, also zur Küche. Hier findet sich oft auch der an der Haupteingangstüre vermisste Dielenbereich. Dieser "Mudroom" (übersetzt Schlamm-Raum) ist dazu da, sich dreckig gewordener Kleidung entledigen zu können - oder wenigstens die Schuhe abzuklopfen.